Es klingt sportlich, hat sich aber bewährt: 60 Minuten sind auch für die erste Sitzung ausreichend. In dieser einen Stunde ist genug Zeit, um das Anliegen zu klären und das Vorgehen zu besprechen. Um Fragen zu beantworten, und die wichtigsten Informationen zu sammeln, die ich brauche, so dass wir dann mit der Hypnose beginnen können.
Zwei häufige Bedenken
Die Sorge, ein relevantes Detail in der Aufregung vergessen zu haben. Es mag nützlich erscheinen, sich ein paar Stichworte vorab zu notieren, notwendig ist es aber nicht. Zum einen wird spätestens in der Hypnose alles in Erscheinung treten, was bedeutsam ist. Außerdem ist auch diese Form der Psychotherapie ein interaktiver Prozess. Anstatt den Verlauf einer Sitzung und alle Inhalte im Geiste schon vorweg zu nehmen, ist es wirkungsvoller und authentischer, sich auf das Hier und Jetzt der Sitzung (und sich selbst) einzulassen.
Sehr gestresste oder kopflastige Klient:innen fürchten, vor allem zu Beginn der Hypnose zu angespannt zu sein. Oder meinen, sie müssten die Kontrolle abgeben. Noch dazu in einer ungewohnten Umgebung, in Anwesenheit einer Person, die sie kaum kennen. Nicht wissend, was genau auf sie zukommt- während die Zeit läuft. Diese Bedenken kann ich gut verstehen. Zum Glück ist es gar nicht notwendig, besonders entspannt in der Hypnose zu sein oder eine bestimmte Trancetiefe zu erreichen, geschweige denn, die Kontrolle abzugeben.
Die ersten 20 bis 30 Minuten
Um mich unvoreingenommen ganz auf mein Gegenüber einlassen zu können, gestalte ich das Vorgespräch in der ersten Sitzung gerne sehr individuell, unstrukturiert und frei. Dabei erfahre ich meist schon wichtige Details zum Beispiel über
die aktuelle Situation:
- Welche Symptome belasten im Moment am meisten, wann fing es an, wann treten die Symptome auf, wann nicht?
- Hat sich im Verhalten etwas geändert?
- Gibt es herausfordernde Lebensbereiche (Familie, Beruf, Umfeld…)
was bisher geschah:
- belastende oder „ungewöhnliche“ Ereignisse
- schwierige oder ungeklärte Beziehungen
- Gefühle und Dynamiken, die sich wiederholen
Wünsche und Effekte der Hypnose:
- Was soll sich ganz konkret verändern, bzw. anders anfühlen
Ziele der Hypnose sind meist Verarbeitung, Entlastung und das Ausbleiben von überschießenden Reaktionen. Vermeidungsverhalten, Strategien zur Beruhigung, Ablenkungen oder andere regulierende Techniken werden dann überflüssig, und zwar unmittelbar nach der Sitzung: Im Alltag, in den Situationen und Begegnungen, die VORHER schwierig waren (und das meist nicht erst seit ein paar Wochen…)
Treten zum Beispiel Panikattacken überhaupt noch auf oder deutlich schwächer oder seltener? Löst eine Spinne noch die gleiche phobische Reaktion wie zuvor aus oder registriere ich sie eher am Rande? Kann ich wieder mit der Bahn fahren oder fliegen? Fällt es mir leichter, nein zu sagen oder Bedürfnisse zu äußern- ohne schlechtes Gewissen?
Wenn das Grundgefühl nun spürbar positiver ist, kehrt auch das Selbstvertrauen zurück. Auch die „Angst vor der Angst“ tritt im Laufe der Zeit immer weiter in den Hintergrund. Vielleicht sogar bis zu dem Punkt, an dem man sich nur noch vage daran erinnern kann, dass es einmal anders gewesen ist.
Zurück zur Eingangsfrage:
Reichen 60 Minuten? Die Antwort lautet „ja“! Es ist genug Zeit, um eine zwischenmenschliche Basis herzustellen. Genug Zeit, um das Anliegen zu schildern und auf die „Auflösende Hypnose“ vorzubereiten. Genug Zeit, um bereits nach der ersten Sitzung deutliche Veränderungen zu spüren.