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| Kategorie: Hypnose

Was tun bei Phobien?

Ich wollte es kaum glauben, aber laut Statistik ist die häufigste Behandlung bei Phobien: gar keine! Woran liegt das? Ist der Leidensdruck zu gering, das Schamgefühl zu groß? Sind die Wartezeiten für Verhaltenstherapien zu lang? Oder haben sich die Betroffenen schlichtweg damit abgefunden? 

Dabei sind Phobien keinesfalls selten. Die Zahlen variieren etwas, aber unter einer Spinnenphobie leiden in Deutschland 28% der Bevölkerung. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens von einer Phobie betroffen zu sein, wird auf 6-15% geschätzt.

In meiner Praxis werden regelmäßig Menschen mit Phobien vorstellig. Manchmal ist dies der alleinige Grund der Kontaktaufnahme, oft geht es aber um mehrere Themen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Phobien lassen sich erfahrungsgemäß sehr gut mit Hypnose behandeln. Und dies in nur wenigen Sitzungen, ohne direkte Konfrontation mit dem Auslöser.

Zwecks formaler Unterscheidung zur „normalen“ Angst sind

typische Anzeichen einer spezifischen (oder auch isolierten) Phobie:

  • deutliche Furcht vor einem bestimmten Objekt oder einer Situation
  • Vermeidung ebendieser Objekte oder Situationen
  • Angstsymptome (Herzklopfen, Schwitzen, Kälteschauer, Taubheit, Kribbeln, Zittern, Beklemmung, Übelkeit, Schwindel, Schwächegefühl, Angst vor Kontrollverlust, Angst zu sterben oder verrückt zu werden)
  • emotionale Belastung durch die Symptome oder das Vermeidungsverhalten
  • rationale Einsicht, dass die Reaktion auf Auslöser übertrieben ist

Zu den klassischen Auslösern gehören Tiere (z.B. Hunde, Spinnen, Vögel, Insekten, Schlangen, Ratten) Höhen, Donner, Flugreisen (auch Reisen allgemein), der Aufenthalt in kleinen geschlossenen Räumen (Fahrstühle) oder inmitten Menschenmassen. Der Anblick von Blut oder Verletzungen, Spritzen (Impfungen oder Blutabnehmen) Blutdruck messen. Angst vor Erbrechen, vor Zahnarzt- oder Krankenhausbesuchen.

Diese typischen Auslöser tragen durchaus das Potenzial einer Gefährdung in sich. Manche Menschen reagieren aber auch sehr stark auf Marienkäfer, Knöpfe oder Clowns, um nur einige Beispiele zu nennen.

Die Entstehung einer Phobie

fällt meist ins Kindesalter. Oft gibt es ein konkretes Ereignis, das selbst viele Jahre später noch lebhaft in Erinnerung ist. Nicht jede Begegnung mit einer Spinne, nicht jeder erste unangenehme Zahnarztbesuch führen allerdings zu einer Phobie.

Neben dem offensichtlichen Auslöser (Tier oder Situation) sind häufig umfassendere destabilisierende Faktoren wirksam:

  • die typischen kindlichen Entwicklungsstadien mit den dazugehörenden Ängsten
  • Veränderungen im sozialen Umfeld (Eintritt in Kindergarten oder Schule, Geburt eines Geschwisterkindes, Umzug, Trennung der Eltern)

Es ist verständlich, dass in einer schwierigen Phase der Unsicherheit und Anspannung das plötzliche Auftauchen eines Tieres oder eine andere bedrohliche Situation emotionale Spuren hinterlässt. Auch auf der körperlichen Ebene wird das „alte“ Erlebnis bei erneutem Kontakt immer wieder reaktiviert und ausgelöst.

Des Weiteren kann eine Phobie auch ganz im Freud´schen Sinne der Abwehrmechanismen entstehen. Wenn negative Gefühle vom eigentlichen Auslöser auf einen anderen „verschoben“ werden, um einen unangenehmen inneren Konflikt zu vermeiden. In diesen Fällen scheint die phobische Reaktion auf den ersten Blick unbegründet und unerklärlich zu sein. Im Laufe der letzten Jahre hat sich zum Beispiel in meiner Praxis wiederholt bestätigt: wer phobisch auf Spinnen reagiert, hat meist eine nicht ganz einfache Beziehung zur Mutter (um es mal vorsichtig auszudrücken…).

Umgang mit einer Phobie

Ob man es nun aus Scham verheimlicht oder ganz offen damit umgeht: Phobien schränken die Handlungsfreiheit und damit die Lebensqualität ein. Zu einem Gesundheitsproblem werden unbehandelte Phobien dann, wenn die Angst vor Spritzen, Zahnarztbehandlungen oder Krankenhäusern so massiv ist, dass wichtige Untersuchungen oder Behandlungen verschleppt werden oder kaum durchgeführt werden können.

Behandlung einer Phobie mit Hypnose

Anstatt Einschränkungen im Alltag lediglich zu akzeptieren oder die körperlichen Symptome bei Bedarf mit Beruhigungsmitteln zu unterdrücken, ist es sinnvoller, die Ursache der Phobie zu behandeln. Mit „Auflösender Hypnose“ gelingt dies in der Regel sehr rasch und auch nachhaltig, sowohl auf der emotionalen als auch auf der körperlichen Ebene.

Was sich dabei ändert, möchte ich anhand einiger konkreter Beispiele aus meiner Praxis zeigen. Im direkten vorher/nachher Vergleich einer Sitzung!

Angst vor Spinnen (Arachnophobie)

Hierzulande stellen Spinnen keine reelle Gefahr für Leib und Leben dar. Dennoch ist Spinnenphobie die häufigste Phobie überhaupt. Weberknechte und kleine Spinnen verursachen meist wenig Probleme, aber je größer der Körper der Spinne, je dunkler… Auf einer weißen Wand oder im Spinnennetz, lautlos wartend oder leise krabbelnd- da fallen die Reaktionen ganz anders aus.

Was mir berichtet wird vor der Sitzung:

anscheinend sind überall Spinnen, als würde man sie förmlich anziehen. Täglich kommt es zu unschönen Begegnungen, Angehörige oder Freunde müssen bei der Beseitigung helfen. Bestimmte Räume (Waschküche, Keller, Dachböden, Schuppen) werden gemieden. Fenster bleiben geschlossen, Ritzen werden abgedichtet. Vor dem Einschlafen werden sämtliche Ecken gecheckt, ein Nachtlicht muss anbleiben.

Das Grundgefühl besagt: ich bin in meinem Zuhause nicht sicher.

Feedback nach der Sitzung:

„Spinnen? Ich hab keine gesehen.“ Oder „Ja, da war eine. Die wollte ich später wegmachen, hab es aber dann vergessen“. Bei Begegnungen mit Spinnen bleiben die überschießenden körperlichen und emotionalen Reaktionen aus. Die zuvor gemiedenen Räume können betreten und ganz selbstverständlich genutzt werden. Die Kontrollen sind deutlich weniger wichtig geworden, geraten mehr und mehr in Vergessenheit, das Einschlafen im Dunkeln gelingt auch.

Das neue Grundgefühl ist: ICH lebe hier, beanspruche Raum und setze Grenzen!

Flugangst (Aviophobie)

Es ist nicht die Flughöhe, die Probleme bereitet. Meist nicht einmal die Sorge vor einem Absturz. Die Kontrolle abzugeben und sich auf andere verlassen zu müssen, ist sicherlich ein Faktor, der eine Rolle bei Flugangst spielen kann. Was mir bisher alle Menschen mit Flugangst berichtet haben, ist allerdings ein anderer bedrohlicher Gedanke.

Vor der Sitzung:

Die Angst vorm Fliegen zeigt sich teilweise schon beim Buchen des Fluges oder beim Kofferpacken (bloß nichts vergessen). Schwierig ist oftmals schon die Nacht vorm Flug, der Anblick des Flughafens, das Warten bei der Gepäckaufgabe oder am Gate. Spätestens beim Boarding wird es kritischer und wenn dann endlich alle Mitreisenden ihren Platz gefunden haben und die Türen geschlossen werden… geht die Panik los mit dem Gedanken: ich komme hier nicht mehr raus!

Rückmeldung nach dem nächsten Flug:

Bereits die Vorbereitungen vor Reiseantritt wurden entspannter erlebt. Dennoch blieb etwas Skepsis: „Ich hab zuerst noch in mich hineingehorcht, wann das ungute Gefühl wohl wieder los geht. Aber im Körper blieb alles ziemlich ruhig.“ Beim Einchecken und Warten war es dann auch nicht mehr nötig, sich abzulenken oder die Umwelt auszublenden. Statt dessen war es nun möglich viel präsenter zu sein, sich einen Kaffee zu gönnen und das geschäftige Treiben zu beobachten. Die Tablette für den Notfall blieb im Blister: „Ich war beim Start nur noch ein wenig nervös. Kein Vergleich zu früher“.

Die Impulse zur Flucht blieben aus. Das neue Reisegefühl ist entspannter, Vorfreude erscheint : ich sitze hier zwar und kann nichts machen, aber ich muss jetzt ja auch nichts tun. Schließlich hab ich Urlaub!

Angst vorm Zahnarzt/Zahnärztin (Dental- oder Odontophobie)

Wer unter einer Zahnarztphobie leidet, hat eventuell schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht, auch hier können die Ursachen aber auch woanders zu finden sein. In beiden Fällen hat diese Phobie gesundheitliche Folgen: wenn Routinekontrollen nicht stattfinden, kleinere Löcher nicht zeitnah behandelt werden. Ein ungünstiger Kreislauf, der die Betroffenen sehr belastet, unnötige Schmerzen verursacht und die Ängste befeuert. Oft kommt dann noch die Scham über den schlechten Zustand der Zähne hinzu.

Vor der Sitzung:

löst allein die Vorstellungen der Zahnarztpraxis bereits deutliche Emotionen und körperliche Veränderungen aus: die Gerüche und Geräusche, der Stuhl und die Gerätschaften (Spritze, Bohrer…), das Vorgehen und Hantieren beim Röntgen oder Anfertigen von Abdrücken.

Das Grundgefühl ist: ich bin völlig hilflos und ausgeliefert. Und dies sogar bei Erwachsenen, die in vielen anderen Bereichen sehr selbstbewusst auftreten.

Nach der Sitzung/der nächsten Zahnbehandlung:

Es fällt leichter, einen Termin zu vereinbaren und diesen dann auch wahrzunehmen- auch ohne Begleitung. Statt alles nur über sich ergehen zu lassen und dabei zu leiden, ist es nun möglich, Ängste anzusprechen, Fragen zu stellen oder um Pausen zu bitten. Deutliche Anzeichen einer aktiveren Beteiligung, und nun wird auch in diesem Kontext eine Zusammenarbeit spürbar, mit dem neu gewonnen Vertrauen: ich entscheide mit und muss nicht alles nur aushalten!

Fazit zu Phobien und Hypnose:

Dies waren drei Beispiele bezogen auf recht häufig vorkommende Phobien. Insgesamt werden 600 (!) spezifische Phobien unterschieden. Inwiefern sie jeweils eine Belastung im Alltag darstellen, ist individuell natürlich verschieden. Anhand meiner Erfahrungen der letzten Jahre ist effektive Abhilfe möglich- und dies in nur wenigen Sitzungen, ohne direkte Konfrontation mit dem Auslöser und ohne Medikamente.

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